Silberreiher (Casmerodius albus = Ardea alba = Egretta alba)

Die Damenmode des 19.Jahrhunderts wurde dieser Art in ganz Europa fast zum Verhängnis. Es war üblich, die bis zu 50cm langen Schmuckfedern zu tragen. Dafür wurden Silberreiher massiv gejagt und fast ausgerottet. Seit Mitte des 20.Jahrhunderts haben die Bestände wieder zugenommen. Allerdings ist er in Deutschland bis 2012 nie Brutvogel gewesen und nur als Wintergast oder Gastvogel gelistet. Von allen Reiherarten hat der Silberreiher die größte geographische Verbreitung: er kommt auf allen Kontinenten bis auf die Antarktika vor. Seine Brutgebiete lagen bis in die 1980er Jahre südöstlicher, mittlerweile breitet er sich auch in West- und Nordeuropa aus. Ein sehr bekanntes Brutgebiet ist der Neusiedler See. Hier kommt er als häufigster Reiher mit zeitweise mehr als 700 Brutpaaren jährlich vor.

Die erste Beobachtung dieser Art im Altkreis Dieburg erfolgte im Jahr 1985, seitdem regelmäßig. Heute gibt es nahezu ganzjährig Beobachtungen am Reinheimer Teich. Trotz Beobachtungen zur Brutzeit gibt es aber keine Hinweise auf Brutversuche. Vom späten Frühjahr bis Anfang Herbst sind es meist nur Einzelvögel, die sich bei uns aufhalten. Im Herbst/Winter sind es manchmal deutlich mehr.

Die erste bestätigte Brut in Deutschland fand 2012 in Mecklenburg-Vorpommern statt. Dies war der Erstnachweis für diese Art als Brutvogel in Deutschland.

Während der Brutzeit bildet der Silberreiher lange Schmuckfedern an der Schulter und sein Schnabel färbt sich teilweise schwarz. Anders als bei den Gattungen Ardea und Egretta hat der Silberreiher keine Schmuckfedern am Kopf sondern nur an den Schultern. Wegen diesen und weiteren Merkmalen wird er oft in eine eigene Gattung Casmerodius gestellt. Die genaue Gattungszuordnung ist unter Experten umstritten, daher findet man mehrere wissenschaftliche Artnamen (Synonyme): Casmerodius albus, Ardea alba und Egretta alba. Vielleicht bringen bald neue DNA-Analysen mehr Klarheit. Durch diese Art der Verwandtschaftsanalyse hat man auch herausgefunden, dass die Familie der Reiher näher mit den Pelikanen verwandt ist als mit den Störchen (siehe unter Schwarzstorch).

Gerne brütet der Silberreiher in Kolonien, aber auch Einzelbruten sind bekannt. Die Nester werden auf der Erde im unzugänglichen Röhricht gebaut. Manchmal werden sie auch in Gebüschen platziert.

Der Silberreiher läuft durch das flache Wasser und versucht Beute aufzuscheuchen. Mit einem blitzschnellen Zugriff packt er seinen Fang, z.B. kleine Fische, mit seinem Schnabel. Wie der Graureiher kann er aber auch an Land starr auf seine Beute, beispielsweise Mäuse warten.

 

Weitere Reiherarten, die am Reinheimer Teich beobachtet wurden

Die Großen

Am Reinheimer Teich kommen noch zwei relativ große Reiher vor: Der Graureiher und der Purpurreiher.

Graureiher (rechts) und Silberreiher

Purpurreiher

 

Der Graureiher (Ardea cinerea) ist aktuell die einzige Reiherart, die am Reinheimer Teich brütet. Graureiher und Silberreiher sind etwa gleich groß. Weitere Infos unter Graureiher.

 

 

 

Der Purpurreiher (Ardea purpurea) taucht seit langer Zeit nahezu jährlich als Sommergast am Reinheimer Teich auf. 2013 waren sogar 2 Vögel über die gesamte Brutzeit anwesend, ohne dass jedoch ein Brutnachweis erbracht werden konnte. Bei diesem Vogel fallen die großen Zehen und die Halsmuster auf.

Die Heimlichen

Diese drei Arten halten sich gerne verdeckt und jagen meistens am Schilfrand.

Große Rohrdommel

Zwergdommel

Nachtreiher

 

Die Große Rohrdommel (Botaurus stellaris) ist regelmäßiger Wintergast, meist von Oktober bis März, am Reinheimer Teich. Weitere Infos unter Rohrdommel.

 

 

 

Die Zwergdommel (Ixobrychus minutus) war bis 1980 möglicherweise unregelmäßiger Brutvogel in Einzelpaaren am Reinheimer Teich. Seitdem ist sie nur noch ein seltener Gast. Die letzte Sichtung von Männchen und Weibchen erfolgte im Mai 2020.

 

 

Der Nachtreiher (Nycticorax nycticorax) ist ein seltener und unregelmäßiger Gast. Oftmals sind es Jungtiere (Immature) die am Reinheimer Teich oder im Bereich der Hergershäuser Wiesen beobachtet werden.

 

 Die kleinen Hellen

Die letzten Reiherarten könnten farblich mit dem Silberreiher verwechselt werden, aber sie sind im direkten Größenvergleich deutlich kleiner.

Seidenreiher

Kuhreiher

Rallenreiher

 

Der Seidenreiher (Egretta garzetta) kann selten am Reinheimer Teich oder in den Hergershäuser Wiesen beobachtet werden. Er ist deutlich kleiner als der Silberreiher und hat dunkle Beine mit gelben Füßen.

 

 

Im Jahre 2009 wurde ein Kuhreiher (Bubulcus ibis) im Prachtkleid am Reinheimer Teich beobachtet. Eine erneute Meldung dieser Art stammt vom 14.4.2016 ebenfalls vom Reinheimer Teich, wo er sich passender Weise auf der Kuhweide aufhielt.

 

 

Rallenreiher (Ardeola ralloides) ist eine sehr seltene Ausnahme und wurde im Juli 2016 gesehen. Er lockte zahlreiche Fotografen und Beobachter zum Reinheimer Teich. Auch hier handelt es sich um eine kleine Reiherart. Mit seinem beige- bis goldfarbenen Gefieder unterscheidet er sich deutlich von den anderen Reiherarten.

 

Text: Yvonne Lücke

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