NABU-Pressedienst, NABU
Kreisverband Dieburg, Nr. 31, 22. Aug. 2010
Fledermausnacht für Groß und Klein
Von Schnecken,
Schnegeln, Weinhähnchen und Mopsfledermäusen.
Ein breites und auch wieder attraktives
Informations- und Erlebnisangebot fanden die vielen kleinen und großen
Besucher bei der Fledermausnacht, einer Veranstaltung des Arbeitskreises
Naturschutzscheune und der Aktion Fledermausschutz Südhessen, in der NRT.
Eine Ausstellung mit
Erfassungsergebnissen der Fledermausarten zeigte, dass im Landkreis zwar nur
in 10 Gemeinden noch keine Nachweise geführt werden konnten, es sie also
fast überall gibt. Bei der Artenzusammensetzung stellt sich jedoch heraus,
dass oft nur 1 bis 2 Arten gefunden wurden, in besser geeigneten
Lebensräumen aber auch mal 6 – 8. Infotafeln aber auch die Mikroskope und
Feldermauspräparate ermöglichten dazu Einblicke in das Leben, die
Wohnbedürfnisse und das Beutespektrum der nächtlichen Insektenräuber.
Die Ausstellung gab auch Hilfestellung
beim Absolvieren der schwierigen Fledermausrallye durch die Kinder, meist
mit Mama oder Papa.
Als dann Fritz Fornoff mit dem Gong zum
Vortrag von Dipl. Biologen Dirk Diehl über „Das Nachtleben an der
Naturschutzscheune“ rief, war der Seminarraum schnell überfüllt. Die Dipl.
Biologin Yvonne Lücke löste das kleine Problem, indem sie die etwa 25 Kinder
zu einer kindgerechten und spielerischen Information im Außenbereich einlud.
Dirk Diehl zeigte dann, was sich nachts
so Alles draußen herumtreibt, und wie die vielen Arten als Beute und
Beutegreifer zusammenwirken. So fliegen oder schleichen nachts nicht nur
Fledermäuse, sondern z.B. auch Eulen, Igel, Waschbären und andere Räuber
hinter ihrer Beute her: wie Schnecken, Schnegel, Spinnen, Amphibien,
Regenwürmer, Fuginsekten und Laufkäfer. Eine der Fledermäuse ist das seltene
Große Mausohr, das zur Jungenaufzucht eine Wochenstube in einem Dachraum,
wie z. B. ein Krchendach, und als Niedrigjäger ein reichhaltige
Laufkäferfauna braucht, um zu überleben. So beschrieb er auch die
Maikäferbekämpfung (die außer in Pfungstadt dann doch unterlassen wurde) in
der Rheinebene als besonders kritisch für Fledermäuse, da sie
erfahrungsgemäß diese Maikäfergebiete auch aus größerer Entfernung kommend
intensiv nutzen, um zur Aufzucht der Jungen viel eiweißreiche Nahrung zu
erhaschen. Eine weitere Einschränkung für Fledermäuse ist die
Arten-Verarmung der Wiesen, vom blühenden Paradies für Insekten zu
artbeschränkten Grasflächen, wo Insekten wenige Chancen haben, was er mit
einem authentischen Bild belegte.
Die Mopsfledermaus wiederum leidet unter
akutem Wohnungsmangel, da sie zum Wohnen Spalten oder hohle Rindenbereiche
an Bäumen und als Ersatz den Platz hinter Klappläden an Fenstern nutzt.
Beides ist im Abnehmen begriffen. Anderen Arten helfen aber auch modernere
Bauten, wenn bei Holz- oder Blechverkleidungen kleine Spalten bleiben, die
Zwergfedermäuse aber auch der Abendsegler nutzen.
Draußen erklärte Yvonne Lücke in der
„Schule im Grünen“ den Kindern mit einem schwingenden Seil und ins Wasser
geworfenen Steinen, wie man sich die Schallwellen vorstellen muss, mit deren
Hilfe die Fledermäuse sich orientieren und Beute finden. Große Begeisterung
dann beim Fledermaus-Beute-Spiel: Ein Kreis von Kindern spielte die Bäume im
Wald, eines mit Augenbinde die Fledermaus und zwei weitere waren die
Schmetterlinge. Die Fledermaus rief ständig „Fledermaus“ und die beiden
„Insekten’“ riefen „Schmetterling“ und die Fledermaus musste anhand der
Ortungsrufen die Schmetterlinge fangen. Beim fangen des falschen Objektes
hieß es dann: “Ich bin ein Baum“ und es ging weiter. Ein einziger Spaß!
Bei
Einbruch der Dunkelheit zog man dann im Mondschein gemeinsam ins Gelände, wo
Zwergfledermaus und Abendseglers per Detektor zu hören aber kurz auch zu
sehen waren. Das „Weinhähnchen“, früher ein Bewohner warmer Wein-Regionen,
trillerte dazu in der benachbarten Hecke. Am Lichtturm waren dann zu später
Stunde unter Anderem Kohlschnaken, Zimtbär, Gitternetzspanner, schwarzes C
und der in Form und Farbe sehr attraktive, aber auch seltene Kleine
Weinschwärmer zu sehen. Für alle Interessierten ein erlebnis- und
erkenntnisreicher Abend. |